Wussten Sie, dass Sie mit jedem Besuch in einem gediegenen Restaurant ein Stück weit manipuliert werden?! Wahrscheinlich würden Sie im Traum nicht daran denken, dass einige Dinge von den Restaurant-Betreibern clever durchdacht sind und ein tieferer Sinn dahinter steht – Ihr Portemonnaie!

Mit folgenden 7 psychologischen Kniffen schaffen es clevere Restaurant-Betreiber, uns einige Euro mehr aus dem Portemonnaie zu ziehen. Zu Ihrer Verteidigung sei gesagt, dass es sich im Prinzip um eine win-win-Situation handelt, denn jene 7 Strategien sorgen gleichzeitig auch dafür, dass jener Tag auch für uns zu einem wohltuenden Gaumenerlebnis werden kann.

1. Das richtige Besteck
Eine Studie der Universität von Oxford zeigt, dass Mahlzeiten, die wir mit Edelbesteck essen, schmackhafter sind, als wenn es mit billigem Besteck verzehrt wird. Jene Gäste waren bei einem experimentellen Mittagessen in einem Glasgower Hotel eher bereit, einen höheren Preis für die Mahlzeit zu bezahlen, da sie es für kreativer hielten.1

2. Die Farbe des Geschirrs
Auch die Farbe der Teller hat einen großen Einfluss auf das Geschmackserlebnis. Bei einer Studie in Frankreich empfanden die Probanden ein dunkles Stück Torte, welches auf deinem dunklen Teller serviert wurde, geschmacklich besser als wenn es auf einem weißen Teller serviert wurde.

Den gleichen Effekt erzielten die Wissenschaftler, wenn sie ein weißes Stück Torte auf einem weißen Teller servierten.2 Den Grund hierfür fanden Wissenschaftler des Georgia Institute for Technology heraus: Ein geringer Kontrast zwischen Speise und Teller lässt die Menge kleiner wirken.3

Falls Sie sich schon einmal die Frage gestellt haben, warum in Gourmetrestaurants die Portionen so gering ausfallen, wissen Sie jetzt weshalb – geringere Portionen sorgen für eine höhere Geschmackswahrnehmung!

3. Die Hintergrundmusik
Auch Hintergrundgeräusche beeinflussen unbewusst unser Geschmackserlebnis. Britische Wissenschaftler fanden heraus, dass klassische Musik Restaurant-Besucher dazu animiert, mehr Geld für ihre Mahlzeit auszugeben.

Der Grund: Klassische Musik lässt ein Restaurant edler erscheinen und die Gäste kommen sich unterbewusst wohlhabender vor. Dadurch sind Sie zusätzlich eher bereit, sich etwas Gutes zu gönnen und sich mit feinen Vorspeisen, gutem Wein, teureren Hauptgerichten und opulenten Desserts zu verwöhnen.4

4. Blumige Bezeichnungen auf der Speisekarte
„Kreative Bezeichnungen verbessern das Geschmackserlebnis!“, so das Urteil von drei Forschern der Universität von Chicago. Die Teilnehmer der Studie bewerteten das kreative Lokal im Vergleich zu einem Restaurant mit nüchtern-sachlicher Speisekarte insgesamt höher und gaben im kreativen Lokal mehr Geld aus.5

5. Währungsbezeichnungen weglassen
In einem New Yorker Restaurant machte man den Test, die Währungsbezeichnungen wegzulassen. Die Folge: Die Gäste ließen sich zu höheren Ausgaben verleiten. Es hat den Anschein, als wenn Währungsbezeichnungen die gleiche Wirkung wie Warnsignale haben. Sie bewirken unbewusst eine „innere Rückkopplung im Kopf“, die sich mit der Nachfrage beschäftigt, ob wir wirklich so viel Geld ausgeben möchten.6

6. Spezifische Düfte
Eine französische Studie fand heraus, dass spezifische Düfte zu einer längeren Aufenthaltsdauer und zu höheren Ausgaben animieren. So erhöhte der Duft von Lavendel die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Restaurantgästen um 16 Prozent, die durchschnittlichen Rechnungspreise erhöhten sich gar um 21 Prozent.

Dagegen hatte beispielsweise ein Zitronenduft, wie ihn die meisten Reinigungsmittel beinhalten, überhaupt keinen Effekt. Demnach haben spezielle Düfte einen ähnlichen Effekt wie klassische Hintergrundmusik: Gäste empfinden die Locationen als nobler, was gleichzeitig ihren eigenen Selbstwert erhöht und sie infolgedessen zu höheren Ausgaben verleitet.7

7. Der Preis
In einer Studie von türkischen und amerikanischen Wissenschaftlern sollten Restaurant-Besucher entweder vier oder acht Dollar bezahlen, um von einem italienischen Buffet zu essen.

Das Interessante: Wer vier Dollar bezahlte, dem schmeckte die Pizza deutlich weniger gut, als jenen Gästen die acht Dollar dafür bezahlten. Jedes weitere Stück Pizza verstärkte sogar noch diesen Eindruck. Wer demnach einen Restaurantbesuch zu einem gelungenen Erlebnis machen will, sollte Billigangebote meiden.8

Auch auf andere Geschäftsmodelle übertragbar

Diese Liste ließe sich noch um einige Punkte verlängern, daher haben wir nur einmal die markantesten heraus gesucht. Als weitere Einflussfaktoren wären zum Beispiel noch die Bedienung, die Beleuchtung9, die Anzahl der Gäste10, an welcher Art von Tisch und wo im Speiseraum wir sitzen.11 zu nennen.

Die Punkte 2-7 lassen sich auch auf andere Konsummöglichkeiten erweitern, das heißt diese nehmen auch bei anderen Dingen Einfluss auf unsere Wahrnehmung: Wenn wir beispielsweise einkaufen gehen, bemessen wir den Wert von uns unbekannten Produkten neben ihrem Design auch an dem Preis.

Unternehmen nutzen dies in ihrer Vermarktungsstrategie

Davon leben ganze Fernsehsender, denn Programme wie beispielsweise Homeshopping-Kanäle machen einen regelrechten Mix aus den genannten Punkten:

Blumige Beschreibungen, dezente Hintergrundmusik oder auch der Herdentrieb in Form von noch verfügbaren Artikeln sind perfekt in die Vermarktungsstrategie eingebaut, um uns einen gewissen Wert zu suggerieren und hohe Absatzzahlen zu generieren.

Mit den sieben genannten Methoden lassen wir uns spielend einfach zu einem vorhersagbaren Verhalten verleiten, ohne das uns dies überhaupt jemals bewusst wird. Es sei denn, Sie haben diesen Artikel gelesen! 😉

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Einzelnachweise:

1. Michel, C. u.a.: Cutlery matters: heavy cutlery enhances diner’s enjoyment of the food served in a realistic dining environment. In: Flavour, Vol.4, 2015, 26-34; zitiert in Schäfer, Annette: Zum Genießen verführt; Psychologie heute 12/2015, Beltz-Verlag, Weinheim 2015, S. 70

2. Piqueras-Fiszman, B. u.a.: Assessing the influence of the color of the plate on the perception of a complex food in a restaurant setting. In: Flavour, Vol.2, 2013, 24-35; zitiert in Schäfer, Annette: Zum Genießen verführt; Psychologie heute 12/2015, Beltz-Verlag, Weinheim 2015, S. 70

3. Van Ittersum, K./ Wansink, B.: Plate size and color suggestibility: the Delboef Illusion’s bias on serving and eating behavior. In: Journal of Consumer Research, Vol.39, 2012, 215-228; zitiert in Schäfer, Annette: Zum Genießen verführt; Psychologie heute 12/2015, Beltz-Verlag, Weinheim 2015, S. 70

4. North, A.: The effect of musical style on restaurant customers’ spending. In: Environment and Behavior, Vol.35.5, 2003, 712-718; zitiert in Schäfer, Annette: Zum Genießen verführt; Psychologie heute 12/2015, Beltz-Verlag, Weinheim 2015, S. 70

5. Wansink, B. u.a.: How descriptive menu labels influence attitudes and repatronage. In: Advances in Consumer Research, Vol.29, 2002, 168-172; zitiert in Schäfer, Annette: Zum Genießen verführt; Psychologie heute 12/2015, Beltz-Verlag, Weinheim 2015, S. 70

6. Yang, S. u.a.: $ or dollars: Effects of menu-price formats on restaurant checks. In: Cornell Hospitality Report, Vol.9.8, 2009, 6-11; zitiert in Schäfer, Annette: Zum Genießen verführt; Psychologie heute 12/2015, Beltz-Verlag, Weinheim 2015, S. 70

7. Guegen, N./ Petr, C.: Odors and consumer behavior in a restaurant. In: Hospitality Management, Vol.25, 2006, 335-339; zitiert in Schäfer, Annette: Zum Genießen verführt; Psychologie heute 12/2015, Beltz-Verlag, Weinheim 2015, S. 70

8. Just, D. u.a.: Lower buffet prices lead to less taste satisfaction. In: Journal of Sensory Studies, Vol.29, 2014, 362-370; zitiert in Schäfer, Annette: Zum Genießen verführt; Psychologie heute 12/2015, Beltz-Verlag, Weinheim 2015, S. 70

9. Spence, C./ Piqueras-Fiszman, B.: The Perfect Meal – The Multisensory science of food and dining. Wiley, Chichester 2014; zitiert in Schäfer, Annette: Zum Genießen verführt; Psychologie heute 12/2015, Beltz-Verlag, Weinheim 2015, S. 70

10. Tse A./ Yim, L.: How a crowded restaurant affects consumers’ attribution behavior. In: International Journal of Hospitality Management, Vol.21.4, 2002, 449-454; zitiert in Schäfer, Annette: Zum Genießen verführt; Psychologie heute 12/2015, Beltz-Verlag, Weinheim 2015, S. 70

11. Kimes, S./ Robson, S.: The impact of restaurant table characteristics on meal duration and spending. In: Cornell Hotel and Restaurant Administration Quarterly, Vol.45.4, 2004, 333-346; zitiert in Schäfer, Annette: Zum Genießen verführt; Psychologie heute 12/2015, Beltz-Verlag, Weinheim 2015, S. 70

 

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