Rückblende: Im Jahr 1501 erhielt ein gewisser Michelangelo Buonarotti einen Brief, in dem ihn ein paar Freunde darum baten, sich in Florenz einen enormen Marmorblock einmal anzusehen. Jener Marmorblock sollte 38 Jahre zuvor von einem Bildhauer zu einem Kunstwerk verarbeitet werden, dieser hatte jedoch dermaßen ungeschickt daran Hand angelegt, dass er das wertvolle Rohmaterial gleich zu Beginn seiner Arbeit ruinierte.

Um das großartige Stück Gestein noch zu retten, überlegte sich Michelangelo, wie er den Schaden an eine Skulptur anpassen könnte. Der damalige Herrscher von Florenz, Pietro Soderini, war der Meinung, dass dies pure Zeitverschwendung sei und der Schaden irreparabel sei. Da nichts mehr zu verlieren sei, willigte er jedoch ein, Michelangelo daran arbeiten zu lassen.

Als Soderini Wochen später Michelangelos über 5 Meter hohe fertige Statue erblickte, war er begeistert. Da er sich für einen ausgesprochenen Kunstkenner hielt, „musste“ er seinen Expertenstatus damit untermauern, dass er dem Künstler den Hinweis gab, die Nase des Kunstwerkes sei zu groß geraten. Michelangelo empfand diese Kritik ungerechtfertigt, wollte es sich jedoch nicht erdreisten, dem Herrscher zu widersprechen.

“So gefällt mir die Nase viel besser!
Sie haben die Nase jetzt förmlich zum Leben erweckt.”

Pietro Soderini zu Michelangelo nachdem dieser Soderinis “Verbesserungswünsche” berücksichtigte


Womöglich hatte Soderini einfach aus der falschen Perspektive auf das Kunstwerk geschaut und so entschloss sich Michelangelo mit dem florentinischen Oberhaupt auf das Gerüst zu steigen, um es ihm aus einer anderen Perspektive zu präsentieren. Zusätzlich „bewaffnete“ er sich mit einem Meißel und hob etwas Marmorstaub vom Boden auf.

Als beide auf dem Gerüst standen, begann Michelangelo leicht mit dem Meißel an der Nase des Kunstwerkes zu klopfen und ließ bei jedem Klopfen etwas Staub aus seiner Hand rieseln. Dies erweckte bei Soderini den Anschein, als wäre der Künstler gerade dabei seinen Korrekturhinweis zu berücksichtigen. In Wirklichkeit veränderte Michelangelo jedoch gar nichts. Noch auf dem Gerüst stehend meinte Soderini, dass die Nase jetzt perfekt sei. So entstand die weltberühmte David-Statue.

“Die Wahrheit wird meistens gesehen, nur ausnahmsweise gehört.”
Balthasar Gracián, 1601 – 1658, spanischer Schriftsteller

Szenen wie in jener Geschichte passieren in unser aller Alltag, nur mit dem Unterschied, dass viele von uns anders reagieren: Wenn wir die Meinung von sogenannten Experten hören, sind wir im ersten Moment dazu geneigt, uns zu rechtfertigen. Sei es auf der Arbeit die Meinung vom Chef, zu Hause das Urteil des Partners oder die Meinungen von Kunden, Lehrern, Trainern oder Freunden.

Es wird immer mal wieder Situationen geben, in denen wir unberechtigte Kritik erhalten werden. Entscheidend dabei ist, wie nah wir diese Kritik an uns heran lassen. Michelangelo wusste, dass argumentieren oder verärgert zu reagieren überhaupt keinen Sinn machte. Damit hätte er womöglich Soderini nur gegen sich aufgebracht und zukünftige Aufträge gefährdet. Jegliche Arbeit wäre umsonst gewesen.

“Taten überreden eher als Worte.”
Dale Carnegie, 1888 – 1955, amerikanischer Schriftsteller und Motivationstrainer

Bedenken Sie: Jedes Argument was wir als Rechtfertigung auf eine Kritik erwidern, wird wahrscheinlich auf unsere Kritiker überhaupt nicht einwirken, da diese einfach viel zu sehr von ihrem Expertenstatus überzeugt sind. Die Gefahr ist dann sogar groß, dass diese unsere Argumente als Majestätsbeleidigung interpretieren. Die Folge wird sein, dass wir womöglich zukünftig einen schweren Stand bei jenen Personen haben werden.

Machen Sie es stattdessen wie Michelangelo: Argumentieren Sie erst gar nicht! Nehmen Sie die Meinung des “Pseudo-Experten” einfach hin und lassen Sie Taten sprechen. So laufen Sie zum einen nicht Gefahr andere zu verärgern und können am Ende dennoch Recht behalten. Das wird Ihr Gegenüber zwar in dem Fall gar nicht merken, brauch er jedoch auch gar nicht – wichtig ist, dass wir es wissen.

“Die einen erkennt man an ihren Taten, die anderen an ihrem Getue.”
Martin Kessel, 1901 – 1990, deutscher Schriftsteller

Gönnen Sie anderen einfach die kleinen Erfolge statt sich in endlose Kleinkriege zu verstricken! Die Genugtuung am Ende Recht zu behalten ist nachhaltig viel zufriedenstellender und wird Ihnen wesentlich mehr Erfolg und Macht verschaffen.

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Einzelnachweise

1. vgl. Greene, Robert: Die 24 Gesetze der Verführung; Carl-Hanser-Verlag, München-Wien 2002, Seite 107-108

2. vgl. Wikipedia: Wikipedia: David (Michelangelo) unter http://de.wikipedia.org/wiki/David_%28Michelangelo%29

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