Mittwoch, 07 Januar 2015 10:31

"Scheiß drauf und tu´s einfach!" - Die Bud-Spencer-Story Empfehlung

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Lang war der Weg bis aus Carlo Pedersoli "Bud Spencer" wurde Lang war der Weg bis aus Carlo Pedersoli "Bud Spencer" wurde vipflash / Shutterstock.com

Wir schreiben den 31. Oktober 1929: Gegen 16 Uhr mitteleuropäischer Zeit wird in einem Krankenhaus im italienischen Neapel ein Bube namens Carlo Pedersoli geboren. Mit üppigen 6.000 Gramm machte es der kleine Carlo seiner Mama alles andere als leicht, ihn das Licht der Welt erblicken zu lassen. Spötter würden behaupten, dass sich damals schon zeigte, welches im wahrsten Sinne des Wortes "Schwergewicht" aus Carlo später einmal werden würde.

Die Jahre gingen ins Land und Carlo besuchte mittlerweile in Neapel die Grundschule. Da sein Elternhaus wohlhabend war, fehlte es dem kleinen Carlo an nichts. Papa Alessandro war ein reicher Industrieller mit einem eigenen Chauffeur und einer eigener Fabrik. Leider änderte sich dies flugs, als der zweite Weltkrieg ausbracht. Italien das zunächst an der Seite von Nazi-Deutschland kämpfte, war dabei ein ähnlich beliebtes Angriffsziel der Allierten.

Beinahe im Bombenhagel umgekommen

Besonders der Hafen von Neapel wurde von vielen Luftangriffen heim gesucht. Nach einem folgenschweren Bombardement, bei dem sogar Teile des Schutzraumes, in den die Pedersolis geflüchtet waren, einstürzten, beschloss Papa Pedersoli 1943 mit der Familie nach Rom zu ziehen. Aber auch dort holten sie die Tücken des Krieges schnell ein: Nachdem Carlo als 13jähriger die italienische Meisterschaft im 100-Meter-Brustschwimmen in Triest gewonnen hatte, entkam er nur denkbar knapp einem amerikanischen Bombardement:

Als er bei seiner Rückkehr aus Triest am Bahnhof von San Lorenzo ausstieg um mit einem Taxi die restliche Strecke nach Hause zu fahren, legten amerikanische Flieger einen Bombenteppich über San Lorenzo. Das Bombardement erlangte traurige Berühmtheit, da hierbei 3.000 Menschenleben ausgelöscht wurden. Carlo selbst erfuhr von dem Blutbad erst, als er in dem römischen Haus eintraf, in dem er mit seinen Eltern als Gäste lebte. Hätte der Zug Verspätung gehabt oder er kein Taxi bekommen, wäre er vermutlich ebenfalls in dem Bombenhagel ums Leben kommen.

Auswanderung nach Südamerika

Nachdem die Familie die Fabrik in Neapel verloren hatte, lebte sie in Rom mehr schlecht als recht von ihren Ersparnissen. Mama Pedersoli wurde spontan zur Schneiderin und verkaufte Taschentücher, die sie mit einem Abbild des Kolosseums bestickte. Carlo besuchte das staatliche Gymnasium und ging in der Freizeit weiter dem Schwimmsport nach. Er war ein hervorragender Schüler, der zwei Klassen übersprang und sich mit noch nicht einmal 16 Jahren an der Universität in Rom einschrieb um dort ein Chemie-Studium zu absolvieren.


Da jedoch das zurückgelegte Geld fast komplett aufgebraucht war und sein Vater keine Arbeit fand, entschlossen sich die Pedersolis 1947 nach Südamerika auszuwandern. So war Carlo gezwungen seine Freunde und eine vielversprechende Schwimmer-Karriere in Italien zurückzulassen.

Teilnahme an den Olympischen Spielen

Inzwischen 19jährig entschloss sich Carlo seiner Familie finanziell nicht weiter zur Lust zu fallen und selbst zum Familieneinkommen beizutragen. So arbeitet er als Träger für Mehlsäcke am Hafen von Rio de Janeiro. Nach wenigen Wochen wurde er sogar beim italienischen Konsulat eingestellt, um kleine Post- und Kanzleibesorgungen zu erledigen. Da es Papa Pedersoli allerdings von Tag zu Tag schlechter ging, zogen die Pedersolis kurz darauf weiter nach Argentinien, weil das Klima dort Papa Pedersoli helfen sollte, sich wieder zu erholen.

Nachdes es ihm auch dort gesundheitlich nicht besser erging, kehrten die Pedersolis 1950 nach Italien zurück. Kaum zurück schrieb sich Carlo wieder an der Universität ein, um Jura zu studieren und begann wieder mit dem Schwimmen. Ohne die 100-Meter-Freistil einmal trainiert zu haben wurde er umgehend italienischer Meister und schwamm als erster Italiener diese Disziplin unter einer Minute. 1952 und 1956 nahm Carlo sogar an den Olympischen Spielen teil.

Erste geschäftliche Gehversuche

Was wie der Beginn einer erfolgreichen Sportler-Story anmutet, ging allerdings mit den Jahren in eine vollkommen andere Richtung: Da als italienischer Schwimmer nicht viel Geld zu verdienen war, beendete Carlo seine Schwimmer-Karriere 1957 und wollte endlich das große Geld verdienen. Dabei versuchte er es als erfinderischer Kaufmann:

Da viele Botschaften in Rom, ihren Fuhrpark alle sechs Monate austauschten, kaufte Carlo Pedersoli amerikanische Automodelle zu einem guten Preis auf und verkaufte diese anschließend weiter. Doch bald darauf hatte er vierzig Millionen Lire Schulden angehäuft, was heute in etwa 20.000 Euro entspricht und stand vor der entscheidenden Frage, die sich wohl jeder Mensch einmal stellt, wohin sein Weg im Leben eigentlich führen soll.

Nebenerwerb im Filmgeschäft

Schließlich war seine erfolgreiche Schwimmer-Karriere beendet, er hatte zwei Studiengänge abgebrochen und einen Beruf hatte er ebenfalls nicht gelernt. Als Ergebnis seiner Sinnfrage zog es ihn wenige Wochen später wieder zurück nach Südamerika. Doch auch dort wurde er wieder nicht so recht glücklich und kehrte 1960 in die italienische Heimat zurück. In der Heimat ehelichte er dann Maria Amato, die Tochter eines der größten italienischen Filmproduzenten.

Nachdem 1961 sein Sohn Giuseppe geboren wurde, musste Carlo endlich etwas auf die Beine stellen, damit er für den Unterhalt der jungen Familie aufkommen konnte. Carlo verkaufte nun Autos und Lacke, jedoch reichten die Einnahmen einfach nicht aus, um davon den Lebensunterhalt für seine Familie zu bestreiten.

Chance Western-Filme

Obwohl Carlo einige Jahre zuvor zur Finanzierung seines Studiums in kleineren Neben- und Komparsenrollen in Filmen mitwirkte, dachte er im Traum nicht daran Schauspieler zu werden. Seiner Meinung nach fehlten ihm dazu einfach Aussehen, Talent und die Gestik eines Schauspielers. Wie es das Leben nun Mal so will, kommen manchmal mehrere Zufälle zusammen, die sich zu einem wahren Glücksfall entwickeln können und genau so war es auch bei Carlo:

1967 rief überraschend der Regisseur Giuseppe Colizzi bei Carlo´s Frau Maria an. Sie und Colizzi kannten sich bereits einige Zeit und so wusste der Regisseur auch, dass Carlo Pedersoli bereits über Filmerfahrung verfügte. Nachdem der Western „Für eine Handvoll Dollar“ gerade in Italien einen überwältigenden Erfolg feierte und Italo-Western gerade zu den populärsten Genres zählten, brauchte Colizzi für sein neuestes Filmprojekt jemanden mit dem Erscheinungsbild eines Carlo Pedersoli.

„Wenn sich Dir eine Tür ins Unbekannte auftut und dies in einem Moment, wo Du nichts zu verlieren hast, ist es nur gut und billig, diesen Weg einzuschlagen.“
Bud Spencer alias Carlo Pedersoli


Carlo seinerseits brauchte dringend Geld und war daher bereit sich zur Verfügung zu stellen, nur hatte er ein Problem - er konnte kein Englisch! Nicht gerade die besten Voraussetzungen, wenn man bedenkt, dass Western-Filme auf Englisch gedreht wurden. Hinzu kam noch, dass Pedersoli ein Gehalt von 4 Millionen Lire fordert und Colizzi nur 700.000 Lire zahlen wollte.

Nachdem Pedersoli auf seiner Forderung beharrte und Colizzi niemanden mit einer ähnlichen Statur fand, ließ er sich schließlich auf die geforderte Summe ein. Da es damals unter Schauspielern üblich war, einen amerikanischen Namen zu wählen, damit die Filme leichter exportiert werden konnten wurde aus Carlo Pedersoli „Bud Spencer“.1 Ein Name der im Laufe der nächsten Jahrzehnte weltweit zu einem der populärsten im Filmgeschäft wurde.



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Einzelnachweise

1. vgl. Spencer, Bud: Mein Leben, meine Filme. Die Autobiographie; Schwarzkopf & Schwarzkopf-Verlag, Berlin 2011

Gelesen 8883 mal Letzte Änderung am Dienstag, 27 Januar 2015 15:48